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12.12.2023

Spektakulärer Fund bei Ausgrabung auf der Rathausbaustelle

Fluch-Tafel: In ausgerolltem Zustand wurden die Worte „sathanas taleke belzebuk hinrik berith“ lesbar.
Bronze-Zapfhähne aus dem 16., 17. Jahrhundert weisen auf eine Braugeschichte An der Hege hin.
Blick auf die Rathausbaustelle im November 2023.
Anfang Dezember 2023 versinkt die Baustelle in Schnee und Nebel.
Keller An der Hege 4 mit Winkelsturznische (links) und Feldsteintreppe.
Archäologen haben auf unserer Baustelle für die Rathauserweiterung einen spektakulären Fund gemacht. Ein unscheinbares Stück Metall entpuppte sich als „Fluch-Täfelchen“. Es handelt sich um ein zusammengerolltes Stück Blei. In ausgerolltem Zustand wurden die Worte „sathanas taleke belzebuk hinrik berith“ lesbar. Der Fluch richtete sich also gegen eine Frau namens Taleke und einen gewissen Hinrik (Heinrich). Sie sollten es mit den Teufeln Satan, Beelzebub und Berith zu tun bekommen. Wollte jemand die Beziehung von Taleke und Heinrich auseinanderbringen? Ging es hier um verschmähte Liebe und Eifersucht, sollte jemand aus dem Weg geschafft werden?

Was macht den Fund so besonders? Grabungsleiter Dr. Jörg Ansorge: „Fluch-Täfelchen sind aus der Antike im griechischen und römischen Raum bekannt, also aus der Zeit von 800 vor Christus bis 600 nach Christus. Unsere Entdeckung lässt sich dagegen auf das 15. Jahrhundert datieren. Das ist wirklich ein ganz besonderer Fund.“ Laut Dr. Ansorge waren ähnliche Funde aus dem Mittelalter unbekannt.

Die Schrift in gotischer Minuskel ist mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Es handelt sich um eine etablierte Handschrift, keine Kritzelei. Die Tafel wurde auf dem Boden einer Latrine an einem Grundstücksende entdeckt. Schon in der Antike wurden Fluch-Tafeln möglichst dort platziert, wo sie schlecht bis gar nicht zu finden waren. Die Verfluchten sollten nichts vom drohenden Ungemach erfahren. Der Schadenzauber konnte sich somit in aller Ruhe entfalten.

Dr. Jörg Ansorge und seine Mitarbeiter haben mittlerweile alle zugänglichen Keller An der Hege hinter dem Rathaus freigelegt. Es handelt sich um sechs mittelalterliche Giebelhäuser, die nach dem Brand von 1677 erheblich umgebaut wurden. Dabei hat man auch den Zuschnitt der Grundstücke tiefgreifend verändert. Nahezu alle Häuser des Quartiers wurden während der Bombenangriffe 1942 zerstört.
Der Keller An der Hege 4 stammt aus dem 13. Jahrhundert. Um 1880/90 wurde darauf ein gründerzeitlicher Neubau errichtet. Im mittelalterlichen Keller fanden sich Spuren von Handwerk und Wohnen, u.a. eine Herdstelle für Dreibein-Töpfe und eine Feldsteintreppe.
Besondere Fundstücke in den Giebelhäusern waren verschiedene Zapfhähne aus dem 16./17. Jahrhundert. Sie stammen aus Norddeutschland und wurden aus Bronze gefertigt. Damit haben sich die schriftlichen Belege bestätigt, dass in der Straße einst Bier gebraut wurde. Dazu passen die Einführungen von hölzernen Wasserleitungen und in den Kellerfußboden eingelassene Kästen. Diese etwa einen Kubikmeter großen Gefäße dienten als Zisternen.

Die in den Hausnummern 7/8 entdeckten Überreste des vermutlich ältesten Steinhauses der Mittelstadt sind mittlerweile Angelegenheit von Bauforscher Torsten Rütz aus Greifswald. Er identifiziert im Rahmen einer bauhistorischen Untersuchung die unterschiedlichen Bauphasen. Es ist unklar, welchem besonderen Nutzungszweck das Gebäude diente. Gebaut wurde es um 1230 bis 1250 am Ende der Romanik, zur Frühzeit der Backsteingotik. Damals hat man eigentlich nur Holzhäuser errichtet. Im späten 13. Jahrhundert wurden auf dem Grundstück des Traufenhauses zwei Giebelhäuser gebaut.

Dr. Jörg Ansorge ist mit den Ergebnissen der Ausgrabung grundsätzlich zufrieden. „Diese Baustelle ist sehr fundarm. Wir haben zum Beispiel keine Latrinen aus der Renaissance- oder Barockzeit entdeckt. Aber wenn wir etwas finden, dann ist es Spitzenqualität, wie die Valencianische Lüsterware, der außergewöhnlich erhaltene Lederschuh und das Fluch-Täfelchen.“

Rathauskomplex, Neuer Markt 1, 18055 Rostock

Projekt „Rathauserweiterung“

Mit der Erweiterung des Rostocker Rathaus­komplexes um zwei Neu­bauten wird der Verwaltungs­standort am Neuen Markt gestärkt. Flexible Raum­konzepte schaffen moderne Arbeits­bedingungen, die zentrale Struktur erleichtert Behörden­gänge.

Bauzeit: 2023 bis vsl. 2027
zum Projekt

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