

Rathauserweiterung(Laufendes Projekt)
Rathauskomplex
Neuer Markt 1, 1a, 18055 Rostock
Zu Beginn der 1990er-Jahre stand Rostock vor der Aufgabe, das historische Stadtzentrum im Kontext einer modernen Großstadt zu entwickeln. Die Innenstadt sollte als Zentrum von Handel, Dienstleistung, Bildung, Kultur und Lokalpolitik ein besonderes Profil erhalten. Ein städtebauliches Ziel ist die Erweiterung des Rostocker Rathauskomplexes um zwei Neubauten. Auftraggeberin ist die Oberbürgermeisterin, vertreten durch das Hauptamt. Die Umsetzung der Baumaßnahme erfolgt durch den Eigenbetrieb KOE Rostock. Ein Teil der Außenanlagen wird durch die Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (RGS) gestaltet.
Das Rostocker Architekturbüro MHB wurde mit der Gebäudeplanung beauftragt. Im Anschluss an einen Architektenwettbewerb (2017) konnte MHB die Kommission in den Verhandlungsgesprächen von seinem Entwurf überzeugen.
Die geplante Erweiterung umfasst zwei Neubauten: ein „Doppelgiebelhaus“ (Haus C) und einen Verwaltungsneubau (Haus D) mit modernen Raumstrukturen. In dem Doppelgiebelhaus finden ein neuer Bürgerschaftssaal, Büros, Konferenzräume und im Erdgeschoss ein Raum für Eheschließungen des Standesamtes Berücksichtigung. Haus D verfügt über eine Tiefgarage mit öffentlichen und Mitarbeiterparkplätzen sowie eine Dachterrasse.
Durch die regionaltypische Fassadenbekleidung und die hanseatische Giebelhausausbildung wird dem Anspruch Rechnung getragen, an die historische Umgebungsbebauung anzuknüpfen. Das historische Doppelgiebelhaus aus dem 14. Jahrhundert, das sich bis zu seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg an dieser Stelle befand, gehörte zu den schönsten seiner Art in ganz Norddeutschland.
Für den Verwaltungsneubau (Haus D) wird eine Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DNGB) in Gold angestrebt. Die Umsetzung einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsqualität hat Priorität. So kann der lokal erzeugte Strom aus der PV-Anlage fast vollständig in dem Gebäude verbraucht werden. Dieser Umstand trägt massiv zur Senkung der Betriebskosten und des Gebäude-Primärenergiebedarfs bei.
Lage
Zahlen und Fakten
Bauzeit: | 2023 bis vsl. 2027 |
Geplantes Investitionsvolumen: | ca. 69,80 Mio. € |
Förderanteil: | 15,50 Mio. € |
Fördermittelgeber
Artikel zum Projekt
07.09.2023 Archäologen und Kampfmittelräumer arbeiten am Rathaus fast Hand in Hand
Seit Ende August 2023 sind die Fachleute von Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern GmbH (AIM-V) nicht mehr allein auf der Baustelle für den Rathausneubau. Die Firma Kemmer Engineering GmbH hat am Fuß des Hangs an der Kleinen Wasserstraße mit der Kampfmittelsondierung begonnen. Die archäologischen Untersuchungen sind an dieser Stelle abgeschlossen. Auf vorerst 1000 Quadratmetern werden fünf Meter tiefe Löcher ins Erdreich bis zur Baugrubensohle gebohrt. Mit Sonden geht das Kemmer-Team anschließend auf Blindgängersuche.
Derweil hat das Grabungsteam um Dr. Jörg Ansorge direkt hinter dem Rathausanbau, An der Hege, die ersten Keller freigelegt. Sie gehörten zu den großen Giebelhäusern, die hier bis 1942 standen, und waren zuletzt von einem Parkplatz bedeckt. Darunter offenbaren sich nun Jahrhunderte alte Strukturen. Den Keller der ehemaligen Hausnummer An der Hege 9 datiert Dr. Ansorge „auf das frühe 14. Jahrhundert, eventuell sogar das späte 13. Jahrhundert“. Die alten Rückwände der Häuser weisen zudem eine Besonderheit auf, die Archäologen bisher nur in Rostock feststellen konnten. Sie bestehen an den Außenseiten aus Feldsteinen. In den üblicherweise 90 cm breiten Brandmauern zwischen den Giebelhäusern konnten verschiedentlich Feldsteine im Mauerkern beobachtet werden, der auf beiden Seiten mit einem halben Backstein als glatter Schale verblendet war. Handelte es sich um eine Sparmaßnahme? Dr. Ansorge kann da nur mutmaßen.
Rätsel gibt die „schiefe Wand“ auf. Das Grabungsteam hat das sehr gut erhaltene, zusammenhängende Mauerwerk an der Rückseite des Hauses An der Hege 9 in Richtung Kleine Wasserstraße entdeckt. Rüstlöcher weisen auf eine Funktion als Außenwand hin. Warum ist sie den Hang heruntergerutscht und hat 30 Grad „Schlagseite“. War es eine Hofmauer oder Teil eines Gebäudes? Spielte die Pest eine Rolle, die bis 1350 für entvölkerte Städte und aufgegebene Häuser sorgte? Weitere Untersuchungen sollen Aufschluss geben.
Etwas weiter oberhalb zieht sich in Nord-Süd-Ausrichtung ein Fernwärmekanal aus DDR-Zeiten quer über die Grundstücke An der Hege. Große Rücksicht auf die mittelalterliche Bausubstanz wurde seinerzeit offensichtlich nicht genommen. Dennoch sei Rostock in den 1980er-Jahren gewissermaßen „Modellstadt“ gewesen, was die Einbeziehung von Archäologen bei Baumaßnahmen betraf, berichtet Dr. Ansorge. Fachleute wie Dr. Heiko Schäfer, heute beim Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, Landesarchäologie tätig, hätten sich damals wenigstens um die Untersuchung der Latrinen und der darin verborgenen Funde kümmern können und damit der Stadtarchäologie Akzeptanz und Eingang in die archäologische Feldforschung verschafft.
Dr. Jörg Ansorge blickt auf die Baustelle. Die komplette Zerstörung binnen weniger Tage im 2. Weltkrieg hat eine besondere Situation geschaffen. „Wir dürfen selten ein ganzes Quartier auf einmal untersuchen.“ Das sorgt auch für die Herausforderung, möglichst den Zeitplan der bauvorbereitenden Maßnahmen einzuhalten. Und so kommt es, dass Kampfmittelsucher und Archäologen im Spätsommer 2023 auf der Rathausbaustelle fast Hand in Hand zusammenarbeiten.
01.08.2023 Rathaus-Baustelle: Archäologen arbeiten sich den Hang empor
Im März 2023 wurde die Baustelle eingerichtet. Anfang August 2023 haben hier immer noch die Archäologen das Sagen. Grabungsleiter Dr. Jörg Ansorge von der Firma Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern (AIM-V) und seine Mitstreiter arbeiten sich vom Ausgangspunkt an der Kleinen Wasserstraße in Richtung Hang Neuer Markt/An der Hege voran. Waren es zu Beginn teilweise sehr gut erhaltene Überreste von Holzkellern aus dem späten 13. Jahrhundert, untersuchen die Archäologen nun zunehmend auch steinerne Zeugnisse der Vergangenheit.
Vor allem ein Fund direkt an der Kleinen Wasserstraße half dem Grabungsteam, die Topographie des Quartiers besser zu verstehen. „An dieser Stelle entdeckten wir eine Zahnung im Mauerwerk“, berichtet Dr. Ansorge. „Hervorstehende Ziegel, sie wirken wie Zähne, dienten als passgenaue Binder für später vorgesehene Anbauten“ – in diesem Fall für die Verlängerung des Gebäudes nach Süden. Das Eckhaus Kibbennibberstraße 11 mit Giebel zur ehemaligen Kronenstraße war um 1300 der Ausgangspunkt der „Versteinerung“ der ehemaligen Holzhäuser im Osten des Quartiers. „Die Zahnung war in der Wandfläche überhaupt nicht zu erkennen, eine super Arbeit“, ist Dr. Ansorge vom Geschick der Handwerker im Mittelalter beeindruckt.
Das zeigt sich auch in der Qualität der beiden freigelegten hölzernen Latrinenschächte, die wohl bis Mitte des 15. Jahrhunderts genutzt wurden. Zumindest bei einem davon. „Wir sehen hier eine gute Zimmermannsarbeit, das ist die hohe Schule“, weist Dr. Ansorge auf den linken Schacht. „Zwei mal zwei Meter im Quadrat, die Tiefe ist noch unbekannt, aber wir gehen von mehreren Metern aus.“ Baumaterial war Eichenholz, als Technologien kamen das Brunnenabsenkverfahren (ohne Baugrube!) und die gerade Überblattung zur Anwendung. Die Bohlen wurden einfach ineinandergesteckt – und halten ausgesteift mit Eckpfosten und Querriegeln unter Luftabschluss bis heute.
Von der Bautätigkeit im Quartier zeugen auch Überbleibsel aus späteren Zeiten, nicht weit entfernt von den Latrinenschächten: Zum einen Abwasserrohre der englischen Firma Crossley aus Middlesbrough (um 1870/80), zum anderen eine gut erhaltene runde Ziegel-Latrine. Dr. Ansorge: „Sie ist wohl nach dem großen Stadtbrand von 1677 mit Bauschutt verfüllt worden, diese Bauweise hat im 16. Jahrhundert die alten Holzschächte abgelöst.“
Wie geht es jetzt weiter? „Aktuell machen wir noch so viel wie möglich unten, zu Füßen des Hangs“, erläutert Dr. Ansorge. Wenn es nach dem Sommer eventuell feuchter wird, seien die Archäologen lieber oben aktiv. „Regenwasser kann dann nach unten abfließen. Dort haben wir zu diesem Zeitpunkt ja schon alles untersucht.“ Aber auch die Arbeiten „oben“ haben so ihre Tücken. Der Grabungsleiter nennt es „Alptraum Hang-Archäologie“. Heißt: Um den Druck des Hangs zu reduzieren und sichere Arbeitsbedingungen zu schaffen, muss der Übergangsbereich zum oberen Areal im Bereich des ehemaligen Parkplatzes mittels Terrassen „abgetreppt“ werden. „Derlei Grabungen sind recht anspruchsvoll, dazu müssen wir ein Konzept erarbeiten, es gilt fast sechs Meter Höhenunterschied zu überwinden“, erklärt Dr. Ansorge.
Man darf gespannt sein, welche Geheimnisse die Archäologen dem Boden auf der Rathausbaustelle noch entlocken können. Dr. Ansorge erhofft sich u.a. Hinweise auf den Verlauf der Grundstücksgrenzen. Und vielleicht auch noch den ein oder anderen Fund. Neben etlichen Daubenschalen, dem „Wegwerfgeschirr“ des Mittelalters, standen zuletzt unter anderem weiteres Holzgeschirr und eine vollständige Keramikkanne aus einer Latrine zu Buche.
Während die Archäologen weiter konzentriert ihrer Arbeit nachgehen, wartet man beim Eigenbetrieb KOE ungeduldig auf den Beginn der „richtigen“ Bauarbeiten. Nach aktuellem Stand könnte es Ende des Jahres soweit sein. „Bei einem Projekt dieser Größe und Bedeutung möchten wir natürlich so schnell wie möglich loslegen“, erklärt KOE-Chefin Sigrid Hecht. Ende Juli hat sie den Baustellenzaun am Neuen Markt mit Info-Planen versehen lassen. Anhand der Visualisierungen können die Rostockerinnen und Rostocker sowie Gäste der Stadt jetzt schon sehen, wie der Rathauskomplex in einigen Jahren aussehen soll.
27.06.2023 Rathaus-Baustelle gibt Zeugnisse der Stadtgeschichte preis
Am Dienstag, 27. Juni, gab es einen Ortstermin auf der Baustelle. Mitglieder des Kulturausschusses, des KOE-Betriebsausschusses und Andreas Herzog als Vorsitzender des Ortsbeirates Stadtmitte nahmen die archäologischen Funde in Augenschein und gewannen Eindrücke aus erster Hand über die besonderen Bedingungen auf der Rathaus-Baustelle. Grabungsleiter Dr. Jörg Ansorge und KOE-Projektleiter Stefan Bölkow erläuterten den aktuellen Ablauf. Denn wie im Mittelalter haben es die Planer mit einer „bautechnisch schwierigen Situation zu tun“, sagt KOE-Betriebsleiterin Sigrid Hecht. „Eine Baugrube in Hanglage ist eine Herausforderung.“
Erste Suchschachtungen durch die städtische Denkmalpflege hatten bereits auf die Existenz archäologischer Bodendenkmäler hingedeutet. Das hat sich nun bestätigt. Die Archäologen entdeckten drei ungewöhnlich gut erhaltene Holzkeller aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Grabungsleiter Dr. Jörg Ansorge erläutert die besondere Bedeutung: „Die Wände sind fast zwei Meter hoch erhalten. Das ist nicht nur für Rostock selbst, sondern auch überregional bemerkenswert. Gut erhaltene Funde dieser Art sind sonst eher aus Städten wie Lübeck bekannt.“
Die Archäologen gehen auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern auf Spurensuche. Los ging es entlang der Kleinen Wasserstraße auf der Ostseite des Baugrundstücks für den Rathausanbau. Hier standen im 13. Jahrhundert Holzhäuser mit Kellerwänden aus Eichenbohlen und Schwellbalken, die die Ständer für die Deckenbalken aufnahmen. Laut Dr. Ansorge wurden die Keller bis zu 100 Jahre lang genutzt und dürften stets recht feucht gewesen sein. „Das Regenwasser lief ja ständig den Hang herunter. Es wurde an den tiefsten Stellen der Keller gesammelt, abgeschöpft und entsorgt. Wir haben jedenfalls Hinweise auf Drainagen gefunden.“
Die Wissenschaftler können auch Umbauten nachweisen. So wurde in einem der Keller im 14. Jahrhundert nachträglich eine Backsteinwand errichtet. Bereits wenig später seien die Keller dann zugeschüttet worden.
Eine Hanglage sei eigentlich nicht für eine Besiedlung prädestiniert. „Die guten Grundstücke im oberen Bereich waren sicherlich schon vergeben. Der Hang musste terrassiert werden, um im unteren Bereich Wohnhäuser errichten zu können.“ Die topographische Situation muss laut Dr. Ansorge noch weiter untersucht werden. „Das haben wir noch nicht genau verstanden.“
Deren Bewohner waren wahrscheinlich kleine Handwerker untergeordneter Gewerke. Der frühere Name der Kleinen Wasserstraße – Kibbenibberstraße (bis 1942) – gibt anders als andere Straßennamen wie z.B. der Gerberbruch keine genauen Hinweise auf die Tätigkeit der Bewohner im Mittelalter, auch bleibt die Herkunft des Straßennamens im Dunkeln. Nicht zuletzt wurden beim großen Stadtbrand im Jahr 1677 und durch die alliierten Bombenangriffe ab 1942 viele Zeugnisse der Stadtgeschichte zerstört. „Als der Bereich in den 50er-Jahren planiert wurde, sind ebenfalls historische Schichten entfernt worden“, ist sich Dr. Ansorge sicher.
Wie ist die Entdeckung der Holzkeller stadtgeschichtlich einzuordnen? Dr. Ansorge: „Rostock erhielt 1218 das Stadtrecht. Die historische Mittelstadt entstand ab 1230, unsere Funde in der Kleinen Wasserstraße datieren wir auf 1260 oder 1270. Viel früher sicherlich nicht.“ Für eine genauere Bestimmung seien noch nicht ausreichend aussagekräftige Keramikreste gefunden worden. Mit einer dendrochronologischen Untersuchung der verwendeten Hölzer lasse sich aber das Fälldatum der Bäume recht exakt bestimmen.
Weitere Erkenntnisse erwarten die Archäologen durch die Untersuchung der Latrinen. „Eingegrabene Wein- oder Bierfässer dienten damals als Plumpsklo. In einem der Fässer haben wir zwei Gefäße aus dem 14. Jahrhundert gefunden. Zwar in Scherben, aber vollständig“, freut sich Dr. Ansorge. Eine ebenfalls entdeckte Feldsteinlatrine muss noch ausgegraben werden. Hier seien ebenfalls Funde zu erwarten. Grabungsleiter Dr. Ansorge bringt es augenzwinkernd mit einem Insider-Zitat auf den Punkt: „Archäologie ist immer im Loch enthalten, nicht auf dem Berg.“
Und wie geht es jetzt weiter mit den Holzkellern und anderen Funden? Dr. Ansorge erklärt den weiteren Ablauf: „Wir haben die Keller aus dem feuchten Boden geholt, der sie erstaunlich gut konserviert hat. Die extreme Trockenheit im Freien ist nicht gut für das Holz. Der Verfall ist deutlich zu sehen. Alles, was nicht für weitere Untersuchungen genutzt wird, verschwindet nach der Dokumentation auf der Baustoffdeponie. Es ist gut, dass die Öffentlichkeit noch einmal Notiz davon nimmt.“
Zu den herausragenden Kleinfunden gehören zahlreiche Metallobjekte aus Blei und Zinn, die einst als Verzierung von Kleidungsstücken Verwendung fanden. Von besonderem Interesse sind drei Pilgerzeichen aus dem späten 13. und frühen 14. Jahrhundert: Zeugen einer Wallfahrt nach Köln zu den Heiligen Drei Königen und der Heiligen Ursula und ihren 11.000 Jungfrauen sowie in das französische Rocamadour.
01.03.2023 Bauarbeiten An der Hege: Erste vorbereitende Maßnahmen für die Rathauserweiterung gestartet
Der nächste Schritt zur Realisierung der Rathauserweiterung ist erfolgt: „Nachdem in den vergangenen Wochen bereits erste Fällarbeiten auf dem Baufeld durchgeführt wurden, wird ab kommender Woche die Baustelle eingerichtet“, sagt Sigrid Hecht, Leiterin vom bauausführenden „Eigenbetrieb Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung der Hanse- und Universitätsstadt Rostock“. Sofern die Baufeldfreimachung und Baustelleneinrichtung vollständig erfolgt sind, wird das Areal für den Munitionsbergungsdienst und die Archäologen freigegeben. „Erste Suchschachtungen hatten die Vermutung offengelegt, dass sich archäologische Bodendenkmäler in der Erde befinden“, erklärt Bauherrin Sigrid Hecht. Im Zuge der geplanten Maßnahmen wird die öffentliche WC-Anlage hinter dem Rathaus zurückgebaut und der dortige öffentliche Parkplatz ab Ende März gesperrt.Der Beginn der Rohbauarbeiten für den geplanten Verwaltungsneubau und das Doppelgiebelhaus steht in Abhängigkeit der Arbeiten der Archäologen und des Munitionsbergungsdienstes. Beide werden in den nächsten Monaten das Areal untersuchen. Geplant ist, dass das Projekt in 2027 bezugsfertig ist.
Die Erweiterung des Rathauses wurde mehrfach durch die Rostocker Bürgerschaft beschlossen, die Planungsprozesse in den politischen Gremien sowie der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert. Der Verwaltungsneubau schafft moderne Arbeitswelten im Kontext der Digitalisierung: Desk-Sharing und modulare Besprechungsräume sowie Rückzugsareas mit einer auf die Ansprüche angepassten offenen Grundrissgestaltung gewährleisten höchste Flexibilität, Sicherheits-, Datenschutz- und Qualitätsaspekte. Zeitgleich können mit Fertigstellung des Verwaltungsneubau mehrere Fremdanmietungen von Büroräumen aufgegeben werden. Das darüber hinaus zu realisierende Doppelgiebelhaus verfügt neben weiteren Büroräumen über einen modernen Bürgerschaftssaal mit einer erweiterten Besucherempore mit 86 Plätzen.
Für den Verwaltungsneubau ist eine Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen in Aussicht gestellt.
06.11.2017 Rathauserweiterung: Büro aus Hannover gewinnt den Wettbewerb
Die abgegebenen Entwürfe der ausgewählten Büros zeigen eine Fülle verschiedenster Ideen für die Ausformung dieses wichtigen Bauvorhabens in der Rostocker Altstadt: Neben Fassadenansichten und Perspektiven wurden detaillierte Grundrisse für die sehr umfangreichen Nutzungsanforderungen eingereicht. Bewertungskriterien für das Preisgericht waren das städtebauliche Gesamtkonzept, der Nachweis der notwendigen Funktionen, ein sehr gutes Verhältnis von Baukosten zu Nutzfläche, die Berücksichtigung der Vorgaben des Quartierblattes Neuer Markt für das Doppelgiebelhaus am Platz Am Schilde, die Qualität der Gestaltung der Erdgeschossfassaden sowie die Flexibilität und Bürgerfreundlichkeit der Nutzungseinheiten.
Ein Preisgericht, bestehend aus Architekten, Vertretern der Stadtverwaltung und des Bauherrn KOE, hat heute darüber entschieden, welche eingereichten Arbeiten dem Anforderungsprofil am besten entsprechen. In einem kreativen und intensiven Arbeits- und Diskussionsprozess wurden die Entwürfe für die Neubebauung des Rathaus-Quartiers und die Wiedererrichtung des Doppelgiebelhauses an der Nordseite des Rathausanbaus bewertet. Das Preisgericht hat dabei drei Arbeiten prämiert.
Mit dem ersten Platz wurde die Arbeit des Architekturbüros BKSP aus Hannover ausgezeichnet. Die Begründung der Jury: „Die Qualität der Arbeit liegt in der Ausformulierung der Dachlandschaft, die auf die unterschiedlichen Seiten im Stadtraum eine präzise Antwort gibt und gleichzeitig das Verwaltungsgebäude zu einem Ganzen zusammenfasst. Die Arbeit zeigt, dass es auch heute in der Architektur möglich ist, ein modernes Bürogebäude mit einem bewegten Dach zu entwickeln. Insbesondere überzeugte beim Doppelgiebelhaus die innere Struktur: das Foyer mit dem Trausaal im Erdgeschoss, mit der Freitreppe zum Platz Am Schilde, gibt der öffentlichen Nutzung mit dem Bürgerschaftssaal einen angemessenen Auftritt. Auch die Verwendung des Ziegelmaterials bei dem Zweigiebelhaus und dem Verwaltungsgebäude macht das gesamte Projekt zu einer Einheit. Gleichzeitig bleiben zwei eigenständige Baukörper formuliert.“ Die Abstimmung erfolgte mit großer Mehrheit. Die Arbeit des Büros MHB Planungs- und Ingenieursgesellschaft aus Rostock erhielt einstimmig den zweiten Platz. Das Berliner Büro der gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner wurde einstimmig auf den dritten Platz gewählt. Des Weiteren wurde die besondere Idee der Arbeit des Büros Angelis & Partner Architekten aus Oldenburg mit einer Anerkennung gewürdigt.
„Es war eine intensive und teils kontroverse Diskussion. Das muss auch so sein, denn wir waren uns alle der verantwortungsvollen Aufgabe bewusst, an diesem so wichtigen Standort im historischen Zentrum ein öffentliches Bauvorhaben zu realisieren. Ohne historisierend zu sein, geht es doch darum den historischen Maßstab aufzunehmen und in eine unverwechselbare Architektursprache zu bringen. Dabei haben wir nicht aus dem Auge verloren, dass hier ein Haus für rund 500 Mitarbeiter der städtischen Verwaltung entsteht, die auch Bürger mit ihren Anliegen empfangen„, unterstreicht Prof. Hilde Lèon, Vorsitzende des Preisgerichts. Sigrid Hecht, Betriebsleiterin des KOE und Bauherrin, sieht in den Entwürfen eine gute Basis für die weiteren Planungen: „Wir werden die Vertragsverhandlungen mit dem Preisträger umgehend aufnehmen, um die Maßnahme weiter voranzutreiben.“
Alle in der Preisgerichtssitzung bewerteten Arbeiten sind seit heute im Foyer des Rathauses ausgestellt. Besucher haben die Gelegenheit, die Entwürfe bis zum 16. November anzusehen und zu bewerten.